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Nachts nach Hause kommen und nie mehr Angst haben

Frau im Dunkeln und alleine auf dem Weg nach Hause.

Es ist 0.10 Uhr. Der Kegelabend und das Treffen mit den Freunden auf ein Gläschen Wein ist vorbei. Die Freunde haben einen anderen Heimweg, und die Bahn fährt erst in zwanzig Minuten. Egal, die eine Station kann man auch gut laufen, das ist ja nicht so weit. Doch dann kommen unschöne Bilder und Gedanken hoch, wenn man als Frau allein unterwegs ist, durch die einsamen Straßen geht, um nachts nach Hause zu kommen.

Nachts nach Hause kommen: Erinnerungen an Zeitungsberichte erzeugen Angst

Ein Unbekannter hat in der vergangenen Woche eine 70-jährige Frau überfallen. Erst nach einer Stunde wurde sie schwer verletzt gefunden. Die Seniorin ging spät abends von einem Konzertbesuch nach Hause. Ein junger Mann versuchte ihr von hinten die Handtasche zu entreißen. Die Seniorin konnte die Handtasche festhalten, stürzte aber unglücklich zu Boden und zog sich dabei eine schwere Kopfverletzung zu. Sie wurde zufällig von einem Passanten entdeckt, der mit seinem Hund Gassi ging. Seit dem Überfall kann sie nicht mehr richtig schlafen, nachts wagt sie es nicht mehr alleine nach Hause zu gehen. Noch heute zittern ihr die Hände, wenn sie an den Vorfall zurückdenkt. Klar: Nach diesem Fall hat sie Angst, nachts allein nach Hause zu gehen. Eine schreckliche Vorstellung, wenn mir das jetzt auch passieren würde? Mit dieser Erinnerung, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen will, bin ich als Frau nachts allein unterwegs durch die Stadt. Denn auch hier ist auf den Nebenstraßen kaum noch jemand anzutreffen. Jeder kennt dieses unangenehme mulmige Gefühl, wenn die Angst nachts hochkommt, und man beruhigt sich immer mit denselben Worten: “Wird schon schiefgehen. Warum sollte mir gerade jetzt etwas passieren.“ Wie viele mögen diesen Gedanken schon nachts auf ihrem Heimweg gehabt haben?

Mit viel Unsicherheit und Angst geht es nachts allein nach Hause

 

einsame Straße bei Nacht
Oft verunsichern Dunkle und einsame Straßen und führen zu Angst, wenn man nachts nach Hause kommen möchte.
„Es ist ja nicht mehr weit“, lenkt man sich selbst von der aufsteigenden Angst nachts ab und geht möglichst ruhig weiter. Vorbei an angetrunkenen Männern an einem Kiosk. Eine Ampel, die einfach nicht grün werden will und vorbei an einem einsamen Radfahrer, der auch nur sicher nach Hause möchte. Dann ruft man sich all die gut gemeinten Ratschläge in Erinnerung, die man schon einmal gehört hat: Ruf jemanden an, klingle an einer Tür. Oder, was man jetzt gar nicht braucht: Geh nachts einfach nicht alleine nach Hause. Doch was nützen einem jetzt diese Ratschläge? Im Notfall wird wahrscheinlich doch keiner mitten in der Nacht die Tür öffnen. Um diese Uhrzeit wird man keinen der Freunde auf dem Handy erreichen, weil sie tief und fest schlafen. Geschweige denn, dass man überhaupt so schnell eine Nummer wählen kann. Tapfer gehe ich weiter, zusammen mit den vermeintlich guten Ratschlägen. Die Straßen sind nur spärlich beleuchtet und der Bürgersteig dank parkender Autos derart schmal, dass man sich zwischen Gebüsch und Fahrzeugen hindurchschlängeln muss. In Gedanken gehe ich kurz meine Security-Checkliste durch: Haustürschlüssel in der Jackentasche? Handy in der Handtasche? Unübersichtliche und potenziell bedrohliche Punkte auf dem Weg? Plötzlich Schritte. Sie reißen mich aus meinen Gedanken. Die Schritte hallen in der dunklen Nacht im Gleichschritt mit den eigenen. Ich erhöhe mein Schritttempo. Die Person hinter mir auch. Meine Gefühle überschlagen sich. Was soll ich tun? Es ist doch nicht mehr weit bis nach Hause.   checkliste fahrradcheck

Ohne Angst nachts nach Hause kommen

Eine Freundin hat ihn schon, einen kleinen Notrufknopf. Sie hatte erzählt, dass sie dadurch sofort mit einer Notrufzentrale verbunden ist, mit der sie sprechen kann, und die direkt Hilfe zusendet, egal wo sie sich gerade aufhält. Das könnte ich jetzt auch gebrauchen. Ich würde den Finger auf den Knopf legen und direkt drücken, wenn mir jemand zu nahekommt. Als Frau nachts allein unterwegs und doch nicht allein. Die Schritte kommen immer näher und bald ist er auf gleicher Höhe mit mir. Mein Herz schlägt aufgeregt, Angst durchzuckt meinen Körper. Was wird passieren?

Frauen haben immer öfter Angst nachts allein nach Hause zu gehen

Es ist eine erschreckende Umfrage: Mehr als die Hälfte der Frauen glaubt, dass Deutschland für sie unsicherer geworden ist. 58 Prozent gaben in einer Emnid-Umfrage für „Bild am Sonntag“ an, dass öffentliche Orte heute für sie weniger sicher seien als früher. Auch eine im März 2017 durchgeführte Umfrage zum Sicherheitsempfinden in Nordrhein Westfalen zeigt, dass 42 Prozent der Frauen sich auf den Straßen von Nordrhein Westfalen unsicher fühlen. Bei vielen Frauen hat sich das Sicherheits-Gefühl seit eineinhalb Jahren, und speziell nach Silvester 2016 in Köln, stark verändert. So spricht die 44 Jahre alte Melanie D. aus Köln. Seit ihrer Jugend ist sie als Mädchen und Frau abends immer vorsichtig und wachsam gewesen. Sie habe mit Ende 20 in Berlin gelebt und ist dort auch nachts alleine nach Hause gegangen bzw. U-Bahn gefahren. „Ich habe mich allerdings nie unwohl gefühlt. Heute würde ich sowas nicht mehr machen.“, erzählt Melanie.

Nachts nach Hause zu kommen ist für Frauen mit Angst und Unsicherheit verbunden

 

Sylvester in Köln
Silvester in Köln hat vieles verändert, die Angst nachts allein nach Hause zu gehen ist bei Frauen gestiegen.
Unsicherheit ergreift Frauen in Deutschland immer mehr. Nach der Silvester-Nacht in Köln fängt bei vielen das Kopfkino an. Damals sind Frauen beraubt und belästigt worden. Ein Kopfkino von grauseligen Szenen spukt seitdem durch viele Köpfe, besonders bei Frauen, die nachts allein unterwegs sind. Ja, auch bei mir. Die angstvollen Gedanken nehmen immer mehr Raum ein. „Nur schnell nach Hause in die Sicherheit meiner vier Wände.“ Ich gehe immer schneller. Doch dann die rote Ampel. Stehenbleiben oder noch schnell rüber laufen? Da höre ich schon die Schritte und sehe den Schatten. Mit den Fingern berühre ich den Hausschlüssel. Warum habe ich nicht auch diesen Notrufknopf daran? Der Mann kommt immer näher. Was soll ich tun? Doch plötzlich erkenne ich ihn. Es ist mein Nachbar. Auch er war noch spät unterwegs und hatte keine Lust auf die Bahn zu warten. Erleichtert begrüße ich ihn. Die letzten Meter gehen wir zusammen, und ich bin unendlich erleichtert. Doch eins weiß ich jetzt: Wenn ich ausgeschlafen habe, gehe ich zu meiner Freundin und frage sie nach dem mobilen Notruf. So etwas werde ich mir auch zulegen, damit ich beim nächsten Mal wieder ruhiger nachts alleine nach Hause gehen kann.

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