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Studenten wohnen bei Senioren – die besondere WG

Studenten wohnen bei Senioren

Arbeit gegen Quadratmeter – das ist der Deal. Studenten wohnen günstig bei Senioren und im Gegenzug helfen sie denen ein wenig beim Einkaufen, Kochen und der Gartenarbeit. Für junge Menschen, die bei Senioren wohnen, kann dies eine besondere Erfahrung werden. Doch ist die Mehrgenerationen WG eine Win-Win-Situation? Hier erfahren Sie es.

„Wohnen für Hilfe“ – Studenten wohnen bei Senioren

In vielen Uni-Städten ist bezahlbarer Wohnraum rar. Besonders zugezogene Erstsemester haben es nicht leicht, ein WG-Zimmer oder eine kleine Wohnung zu finden. Generationsübergreifende WGs, wie etwa beim Projekt „Wohnen für Hilfe“, bieten eine interessante Lösung. Denn viele Rentner wohnen allein in einer großen Wohnung oder einem Haus und könnten etwas Hilfe oder Gesellschaft gebrauchen. So wie Studentin Caroline Gah. Fürs Medizin-Studium ist Caroline umgezogen, von Kaiserslautern nach Freiburg. Doch die Zimmersuche war schwierig, wie in vielen Uni-Städten sind auch in Freiburg bezahlbare Wohnungen rar. Sie hat dann aber doch noch ein Zimmer gefunden, 30 Quadratmeter groß, für gerade mal 100 Euro im Monat. Dafür allerdings geht Caroline auch ihrer Mitbewohnerin zu Hand, hilft im Haushalt, kocht das Mittagessen oder packt beim Putzen mit an. Sie wohnt bei einer 88-jährigen Frau.

Eine besondere Erfahrung für junge Menschen, die bei Senioren wohnen

 

Ein Senior und eine Studentin diskutieren vor einem Laptop.
Wenn Studenten bei Senioren wohnen ist es gerade für die Studenten schon eine besondere Erfahrung, auf diese Art zu wohnen.

Die Oma-Generation ist weniger einsam, die Enkel-Generation wohnt komfortabel und günstig – eine Win-Win-Situation, das ist die Idee. „Es gibt viele Senioren, die allein in großen Wohnungen leben und etwas Hilfe oder Gesellschaft gebrauchen können“, sagt Renate Heyberger vom Studentenwerk Freiburg. Das Projekt „Wohnen für Hilfe“ des Studentenwerks Freiburg bringt Studenten und allein lebende Senioren zusammen. Rund 250 Wohnpartnerschaften sind es bislang – und die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem. Projekte dieser Art gibt es auch in 13 weiteren deutschen Städten sowie in vielen anderen Ländern wie der Schweiz, Österreich, Frankreich, Großbritannien und den USA. Zu welchen Konditionen die Studenten unterkommen, wird laut Heyberger individuell vereinbart. Als Daumenregel werden pro Quadratmeter Wohnraum eine Stunde Arbeit im Monat angesetzt. Für die Freiburger Studentin Gah bedeutet das 30 Stunden Hilfe im Monat – das ist rund eine Stunde täglich. Meist geht es um etwas Hilfe im Haushalt, Einkaufen, Kochen, Staubsaugen, den Garten umgraben. Manche Studenten zahlen gar keine Miete, manche müssen sich nur an der Heiz- und Wasser-Rechnung beteiligen. Wer es gut trifft, bekommt zur billigen Bleibe auch noch eine herzliche Ersatz-Oma oder einen liebenswerten Ersatz-Opa dazu. Caroline Gah freut sich vor allem über die Gespräche mit ihrer Vermieterin. Die habe viel zu erzählen. „Das ist schon eine besondere Erfahrung, auf diese Art zu wohnen.“

Studenten wohnen mindestens für zwei Semester bei Senioren

Um Senioren allzu häufige Mieterwechsel zu ersparen, müssen sich die Studenten oder Auszubildenden des Frankfurter Projektes „Wohnen für Hilfe“ verpflichten, mindestens zwei Semester in der ungewöhnlichen Wohngemeinschaft zu bleiben, sagt Henning Knapheide vom Bürgerinstitut Frankfurt am Main. „Das gilt allerdings nicht, wenn sich die Wohnparteien nicht miteinander verstehen.“ Durchschnittlich blieben die Studenten aber zwei, drei Jahre in derselben Unterkunft.

Die Mehrgenerationen WG mit Senioren: Vorteile und Nachteile

 

Die Mehrgenerationen WG bietet jungen Menschen viele Vorteile, aber auch einige Nachteile. Nicht jeder Student ist für das Wohnen mit älteren Menschen geeignet.

Die Mietexperten warnen: Wohnen-für-Hilfe ist ein Konzept, das nicht zu jedem passt. „Natürlich ist das Leben ein anderes, wenn man bei einem Senior lebt statt in einer klassischen Studenten-WG“, sagt Heyberger. Wenn Senioren und Studenten zusammen unter einem Dach wohnen, kann es auch mal zu Reibungen kommen. Wichtige Voraussetzung sind also Interesse und Toleranz für die jeweils andere Generation auf beiden Seiten. Des Weiteren gibt es einige Vor- und Nachteile, die Studenten bei einer Mehrgenerationen WG bedenken sollten:

Die Vorteile einer Mehrgenerationen WG

  • Studenten wohnen mit Senioren unschlagbar günstig und oft deutlich komfortabler als in einer traditionellen Studenten-WG oder einem Studentenwohnheim.
  • Wer in eine neue Stadt zieht und als junger Menschen bei einem Senior wohnt, fühlt sich weniger allein.
  • Senioren haben viel Lebenserfahrung und können eine Mentorenrolle in dem Leben des Studenten einnehmen. Ob eher als älterer Freund oder tatsächlich als Ersatz-Großelternteil, ist von Fall zu Fall verschieden.
  • Der Umgang mit Senioren kann Studenten gut auf das Berufsleben vorbereiten, insbesondere auf Jobs im sozialen Bereich.

Die Nachteile einer Mehrgenerationen WG

  • Rauschende WG-Partys, nächtelange Netflix-Sessions und andere typische WG-Erlebnisse sind bei einer Mehrgenerationen WG eher nicht zu erwarten.
  • Dass Studenten über den Senior schnell viele andere Studierende kennenlernt, ist eher unwahrscheinlich.
  • Es kann zu Spannungen kommen, wenn es um Dinge wie Besuch oder Sauberkeit geht. Das lässt sich aber auch bei einer typischen Studenten-WG nicht ausschließen.
  • Wegen des Altersunterschieds ist der Alltag sehr unterschiedlich. Abends gemeinsam über Verabredungen oder den Stress im Studium herzuziehen, fällt eher flach.

Bevor Senioren und Studenten zusammen wohnen gibt es ein persönliches Kennenlernen

 

Altagsassistentin putzt die Fenster.
Wer sich für die Mehrgenerationen WG interessiert sollte sich rechtzeitig informieren. Die Plätze sind rar.

Wer sich als Student für das Wohnen mit älteren Menschen interessiert, sollte sich frühzeitig vor Semesterbeginn informieren, ob es am Studienort ein solches Projekt gibt. In vielen Fällen muss zunächst im Internet ein Fragebogen mit detaillierten Angaben zur Person ausgefüllt werden. Bevor ein Vertrag aufgesetzt wird, gibt es aber immer noch ein persönliches Gespräch zwischen den Parteien und dem Vermittler, erklärt Knapheide. Schließlich sollen sich beide Seiten auch beschnuppern können. Verstehen sich Vermieter und Student, wird ein Vertrag geschlossen, in dem Pflichten und Rechte beider Seiten festgehalten werden. In den meisten Städten können auch Familien und Berufstätige Wohnpartner für Studenten werden. „Manche wünschen sich Nachhilfe für ihre Kinder“, berichtet Heyberger. „Auch haben wir alleinstehende Geschäftsfrauen im Projekt, die viel unterwegs sind und beispielsweise ihre Katze während dieser Zeit gut versorgt wissen wollen.“

Alternative Wohnmodelle zur Mehrgenerationen WG

Ähnliche alternative Wohnmodelle setzen auf größere altersübergreifende Gruppen, bei denen mehrere Studierende mit mehreren älteren Menschen zusammenleben. Und auch privat über Online-Anzeigenportale können generationsübergreifende WGs realisiert werden. Wichtig ist nur, dass Senioren und Studierende bewusst in das Projekt gehen und wissen, worauf sie sich einlassen. Der Vorteil, das Vorhaben Alt und Jung unter einem Dach über ein erfahrenes Trägerprojekt laufen zu lassen, ist, dass große Sorgfalt aufs Matching fällt. Meist füllen beide Seiten vorab einen Fragebogen aus und es gibt Kennenlerntreffen. Nur wenn Ansprüche und Chemie stimmen, kommt die WG zustande.

Fazit: Junge Menschen wohnen bei Senioren!

Wenn Studierende zusammen mit Senioren wohnen, können beide Seiten gegenseitig voneinander profitieren und Unterstützung bieten. Falls Studenten sich vorstellen können, während des Studiums mit einem älteren Menschen zusammen zu wohnen, solltet man sich bereits vor Semesterbeginn darum kümmern – das Wohnarrangement ist begehrt! Die Anlaufstellen für solch Mehrgenerationen WG: Die Hochschule und das Studentenwerk. Dort finden Studenten auch Informationen zu anderen alternativen Wohnmodellen, sodass Studenten im Zweifel zum Semesterstart nicht ohne Dach überm Kopf da stehen.

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