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Was danach? Das Leben nach dem Schlaganfall

Ein Senior mit einem Schlafanzug bekleidet, wird von seiner Frau gestützt.

Egal, wann es geschieht – mitten bei der Arbeit im Stall, in der Schlosserei, im Büro, beim Abendessen oder im Urlaub – fast immer kommt ein Schlaganfall plötzlich und unerwartet. Ein akuter Schlaganfall ist ein lebensbedrohliches Ereignis und für die Betroffenen, ihre Angehörigen und Freunde mit Ängsten und hohen Belastungen verbunden. Im besten Fall bleiben nach einer sofortigen fachgerechten Behandlung keine gesundheitlichen Probleme bestehen – fast jeder zweite Überlebende eines Schlaganfalls hat ein Jahr später keine Behinderungen mehr. In vielen Fällen sind die Betroffenen allerdings ihr Leben lang auf Hilfe angewiesen, wenn sie nach dem Schlaganfall wieder zu Hause sind.

Das Schlaganfallrisiko

Ein Schlaganfall trifft nicht nur alte Menschen. Das Risiko steigt zwar mit den Lebensjahren, doch es erkranken immer häufiger auch junge Frauen und Männer. Ein Schlaganfall entsteht zudem selten aus heiterem Himmel. Im Gegenteil: Seine Entstehungsgeschichte zieht sich oft über Jahre hin und einem „großen“ Schlaganfall gehen manchmal kleinere Ereignisse mit vorübergehenden
Beschwerden voraus.

Beim Schlaganfall spielen die sogenannten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine ent­scheidende Rolle. Je mehr Risikofaktoren wie zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder Rauchen bei einem Menschen zusammenkommen, desto größer ist auch sein Risiko, irgendwann im Leben einen Schlaganfall zu erleiden. Hinzu kommt, dass sich die einzelnen Risikofaktoren gegenseitig verstärken und das Gesamtrisiko für einen Schlaganfall noch einmal deutlich erhöhen.

Was alle, ob jung oder alt, vereint ist. dass das Leben nach dem Schlaganfall ein anderes sein wird.

 

Was ist ein Schlaganfall?

Der Schlaganfall – er kommt plötzlich und unerwartet, auf einen Schlag eben. Manchmal kündigt er sich an, mit unspezifischen Anzeichen wie starken Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Er entsteht, wenn im Gehirn Gefäße verstopfen, reißen oder platzen. Die Folgen: Das Hirngewebe bekommt nicht mehr genug Sauerstoff und Nährstoffe, die Nervenzellen sterben nach und nach ab, Hirnfunktionen setzen aus.

In vier von fünf Fällen verschließt sich plötzlich ein Gefäß im Gehirn. Entweder setzt sich ein Gerinnsel fest, das aus dem Herzen oder dem restlichen Blutkreislauf stammt. Oder eine Plaque verstopft das Gefäß.

 

Was passiert direkt nach einem Schlaganfall?

Die ersten Stunden nach einem Schlaganfall entscheiden über das Ausmaß der Zellschäden im Gehirn. Idealerweise wird der Patient in einer Klinik mit einer Spezialstation, der Stroke Unit, behandelt.

 

Das Leben nach dem Schlaganfall: Die Rehabilitation

Sobald die Akutbehandlung beendet ist, kommt der Schlaganfall-Patient von einer Spezialstation (neurologische Abteilung oder Stroke Unit) auf die Allgemeinstation. Akute Lebensgefahr besteht jetzt nicht mehr, dafür können andere Komplikationen auftreten. Zu Druckgeschwüren (Dekubitus), Gelenksteifigkeit oder zu einer Beinvenenthrombose kann es kommen, wenn der Kranke für längere Zeit bettlägerig bleibt. Spätestens jetzt beginnt deshalb seine Rehabilitation und ein Start in ein verändertes Leben nach dem Schlaganfall.

Das wichtigste Ziel dabei ist es, den Schlaganfall-Patienten trotz möglicher Behinderungen so selbstständig wie möglich zu machen und ihn wieder in das aktive Leben einzugliedern. Medizinisch möglich ist das, weil bisher ungenutzte Bereiche des Gehirns für „neue“ Aufgaben aktiviert werden kön­nen. Inwieweit und wie schnell das jedoch gelingt, hängt vor allem vom Ausmaß des Gehirnschadens, der Disziplin des Patienten und der Unterstützung seiner Angehörigen und Freunde ab. Zu den Mitgliedern des „Reha-Teams“ zählen deshalb nicht nur Ärzte, Pflegekräfte, Ergo-, Sprach-, Physio- und Psychotherapeuten sowie Mitarbeiter der sozialen Dienste, sondern auch der Betroffene selbst, seine Angehörigen und Freunde. Wenn alle an einem Strang ziehen, sind die Chancen groß, dass der Betroffene seine verloren gegangenen Fähigkeiten tatsächlich wiedererlernt.

Die Schwerpunkte der Rehabilitation sind:

Rasche Mobilisation durch Krankengymnasten und anderen Therapeuten

Training zur Selbsthilfe. Je nach Ausmaß der Behinderungen erlernt der Patient mithilfe von Ergotherapeuten verloren gegangene Fähigkeiten neu.

Erlernen von Bewältigungsstrategien. Wer von einem auf den anderen Tag erlebt, dass ihm sein Körper nicht mehr wie gewohnt gehorcht, muss erst lernen, damit zurechtzukommen. Helfen kann dabei – je nach Zustand des Betroffenen – z. B. eine psychologische oder sozialtherapeutische Betreuung.

 

Nach dem Schlaganfall wieder zu Hause

Ein Senior möchte die Treppe hinuntergehen.
Die wichtigste Maßnahme nach der Reha, ist die Wohnung sturzsicher zu machen.

 

Für Schlaganfall-Patienten besteht die größte Herausforderung darin, wieder gesund und unabhängig zu werden – oder trotz Behinderungen eine neue Perspektive zu entwickeln. Während in der Klinik Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte für die nötige Sicherheit gesorgt haben, ändert sich die Situation mit der Rückkehr nach dem Schlaganfall in sein eigenes zu Hause völlig. Das zu Hause sollte nach dem Schlaganfall für den den Betroffenen und seiner möglichen Behinderungen angepasst werden. Dabei sollten Sie den Fokus auf die Sturzsicherung legen. Sprechen Sie als Angehöriger gegebenenfalls schon in der Klinik die Mitarbeiter des Sozialdienstes auf dieses Thema an.

Sprechen Sie als Angehöriger oder Freund mit dem Kranken über seine Vorstellungen und Ideen, noch bevor er nach dem Schlaganfall wieder zu Hause ist. Und fragen Sie von Zeit zu Zeit immer mal wieder nach, denn oft ergeben sich neue Bedürfnisse und Änderungswünsche erst mit der Zeit zu Hause.

 

Das Leben nach dem Schlaganfall: Die Unterstützung

Wie eine Unterstützung des Pflegebedürftigen nach seinem Schlaganfall organisiert wird, ist von der individuellen Situation abhängig. Pflegedienste, Alltagsassistenten aber auch Angehörige können dabei wertvolle Arbeit leisten, das Leben nach dem Schlaganfall so angenehm wie möglich zu gestalten.

Tipps für Angehörige eines Schlaganfallpatienten: Neben behandelndem Arzt und Therapeuten können auch Selbsthilfegruppen wertvolle Tipps geben.

 

Nach dem Schlaganfall: So können Angehörige helfen

Ein Krankenbett, eine durchdachte Wohnung und eine optimale medizinische Versorgung sind sehr wichtig – sie reichen aber nicht aus, damit der Schlaganfall-Patient sich wohlfühlt und motiviert an seiner Genesung mitarbeitet. Von großer Bedeutung dafür sind auch regelmäßige soziale Kontakte.

Bedenken sollten Sie dabei: Für Angehörige und Freunde ist die Situation nach dem Schlaganfall allerdings genauso neu wie für den Betroffenen selbst.

 

So können Sie dem Angehörigen nach einem Schlaganfall helfen

Den Schlaganfall nicht kleinreden: Eine der wichtigsten Grundregeln ist, stets den Respekt vor dem Kranken zu bewahren. Gespräche zwischen Angehörigen über den Patienten oder Gespräche mit dem Arzt über die mögliche Entwicklung gehören nicht an das Krankenbett. Auch gut gemeinte Bemerkungen wie „Das wird schon wieder!“ oder „Du musst dir bloß genug Mühe geben!“ werden weder der Situation gerecht, noch motivieren sie den Kranken.

Nach dem Schlaganfall fordern und fördern: Besser als überhöhte Erwartungen zu schüren ist es dem Angehörigen nach seinem Schlaganfall bei seinem Bemühen, alte Fähigkeiten wieder neu zu erlernen, nach Kräften zu unterstützen. Dabei darf er durchaus auch herausgefordert werden.

Nach dem Schlaganfall Kommunikation pflegen: Diskutieren, Small Talk halten, Zeitung lesen, fernsehen, im Internet unterwegs sein – gerade für Menschen nach einem Schlaganfall hat Kommunikation eine herausragende Bedeutung. Der Austausch von Meinungen und Informationen zeigt ihnen, dass das gesellschaftliche Leben nicht an ihnen vorübergeht. Regelmäßige Gespräche ermöglichen außerdem nach dem erlittenen Schlaganfall, Ängste, Zweifel, Wünsche und Bedürfnisse zu äußern.

Bei Sprachstörungen nicht sofort aushelfen: Wenn der Schlaganfall-Patient Sprachstörungen hat, sollten Gespräche in ruhiger Umgebung und ohne Zeitdruck oder Ablenkungen geführt werden. Bewusst einfache Fragen, die der Kranke mit Ja oder Nein beantworten kann, sind in diesem Fall ideal. Sie sind leicht zu beantworten und dadurch setzen Sie Ihren Angehörigen nach seinem Schlaganfall nicht unnötig unter Druck. Besonders wichtig ist es, nicht mit Worten auszuhelfen, solange der Betroffene selbst noch überlegt.

Verstehen, was der Arzt nach dem Schlaganfall anordnet: Nach einem Schlaganfall kommen viele neue Dinge auf den Betroffenen zu. Ungewohnte Medikamente, neue Verhaltensweisen und ärztliche Anweisungen – gerade für einen Schlaganfallpatienten sind sie nicht immer gleich verständlich. Fragen Sie im gemeinsamen Gespräch mit dem Arzt gegebenenfalls nach, wenn etwas unklar ist.

Nach dem Schlaganfall Gefühle vermitteln: Wenn bei einem Schlaganfall-Patienten die Sprache, das Sprachverständnis oder das Gespräch gestört ist, bekommt der Körperkontakt eine umso wichtigere Bedeutung. Scheuen Sie als Angehöriger oder Besucher sich nicht, die Hand des Kranken zu halten. Streicheln oder auch ein festerer Druck sind gute Möglichkeiten, traurige und freudige Gefühle zu vermitteln.

Das Erscheinungsbild nach dem Schlaganfall pflegen: Zu einer guten medizinischen Versorgung gehört auch, das Erscheinungsbild im Blick zu haben. Gerade wer dauerhaft krank ist, möchte nicht nur gepflegt sein, sondern auch so aussehen. Hierbei können gerade Angehörige und Besucher echte Unterstützung nach dem Schlaganfall leisten.

Nach dem Schlaganfall gemeinsam kochen und essen: Gutes Essen kann auch für einen Kranken Genuss und Lebensqualität bedeuten – besonders dann, wenn in Gemeinschaft gegessen wird und das Essen appetitlich aufbereitet ist. So wird das Leben nach dem Schlaganfall wieder zu Hause ein Stück weit angenehmer.

Nach dem Schlaganfall für Bewegung sorgen: Regelmäßige Bewegung kann Druckgeschwüre, Gelenkversteifungen und Beinvenenthrombosen nach dem Schlaganfall verhindern. Zudem bedeutet Bewegung Selbstständigkeit und Lebensqualität, denn im Sinne eines selbstbestimmten Lebens wollen Schlaganfall-Patienten natürlich nur so weit an das Bett oder den Rollstuhl gebunden sein, wie es unbedingt erforderlich ist.

 

Was können Betroffene nach einem Schlaganfall selbst tun?

Ein Schlaganfall verändert das Leben „schlagartig“ und so mancher Betroffene verliert daraufhin seinen Lebensmut. Doch die Erfahrungen zeigen immer wieder, dass das enge Miteinander von Ärzten, Therapeuten, Angehörigen und dem Patienten selbst zu erstaunlichen medizinischen Erfolgen und Fortschritten in der Selbstständigkeit führt.

Mitarbeit in Selbsthilfegruppen: Ideal für das Bewältigen der Situation ist außerdem die Mitarbeit in Selbsthilfegruppen. Durch die Auseinandersetzung mit Menschen, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, entwickeln sich ein Selbstverständnis und neues Selbstbewusstsein. In Deutschland gibt es über 400 Schlaganfall-Selbsthilfegruppen.

Hilfe unterwegs erbitten: Ob beim Einsteigen in den Bus, beim Einkaufen oder am Postschalter – wer eine Behinderung hat und trotzdem allein unterwegs ist, darf die Hilfe und die Geduld der Mitmenschen erwarten, wenn die Dinge bei ihm etwas langsamer und umständlicher ablaufen. Gegebenenfalls bitten Sie einfach direkt um Hilfe! Und wenn Sie unter Sprachstörungen leiden, dann greifen Sie ruhig zu ungewöhnlichen Lösungen. Schreiben Sie Ihre Anliegen auf und geben Sie das Papier Ihrem Gegenüber.

 

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