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Osteuropäische Pflegekräfte: Was Sie beachten sollten

Eine Osteuropäische Pflegekraft kümmert sich um eine Seniorin.

Osteuropäische Pflegekräfte sind aus dem deutschen Gesundheitssystem nicht mehr wegzudenken. Sie werden meist über Agenturen vermittelt. Wer eine solche Pflegekraft für seinen zu pflegenden Angehörigen einsetzt, sollte jedoch folgende Aspekte beachten.

Hilfe durch osteuropäische Pflegekräfte, um zu Hause zu bleiben

Bis zu 300 000 Menschen aus Osteuropa, die allermeisten davon Frauen, wohnen und arbeiten in deutschen Haushalten, wo sie Pflegebedürftige betreuen. „Polnische Pflegekräfte“ hat als Begriff bei Suchmaschinen Konjunktur. Das Geschäft gründet auf doppelter Not: Auf der einen Seite stehen zahlreiche Menschen, die trotz Einschränkung in ihrer vertrauten Umgebung bleiben möchten, aber nicht wissen wie sie das organisieren und bezahlen sollen. Hilfe durch deutsches Personal rund um die Uhr ist für Normalverdiener kaum finanzierbar. Auf der anderen Seite stehen zahlreiche Menschen aus Ländern mit niedrigen Löhnen und schlechten Jobaussichten, die die berufliche Chance als Betreuungskraft ergreifen – selbst wenn das bedeutet, weit weg von Familie und Freunden zu sein.

Osteuropäische Pflegekräfte als gute Alternative

Eine osteuropäische Pflegekraft kann eine gute Alternative zum Pflegeheim sein, da sie in der häuslichen Krankenpflege in der Funktion einer Pflegekraft, Altenpflegerin oder Haushaltshilfe unterstützend mitwirken kann. Gerade auch in der Pflege und Betreuung von Demenzpatienten können Pflegekräfte aus Osteuropa gut eingesetzt werden.

Welche Möglichkeiten habe ich, um eine osteuropäische Pflegekraft einzustellen?

Fahne von Polen, woher die meisten osteuropäischen Pflegekräfte her kommen.
Die meisten osteuropäischen Pflegekräfte werden über eine Agentur vermittelt.

Möglichkeit 1: Die osteuropäische Pflegekraft arbeitet auf selbstständiger Basis. Hier besteht die Gefahr, dass das Beschäftigungsverhältnis illegal ist, weil unter Umständen eine Scheinselbstständigkeit vorliegt. Möglichkeit 2: Sie können eine osteuropäische Pflegekraft selbst anstellen, sind also Arbeitgeber z. B. über die Agentur für Arbeit (Arbeitsamt). Dann müssen Sie aber alle Formalitäten, Verträge und das Abwickeln der durch das Beschäftigungsverhältnis anfallenden Abgaben und Steuern selbst erledigen. Möglichkeit 3: Sie engagieren eine Pflegekraft aus Osteuropa über eine Vermittlung. Damit sind SIE nicht mehr Arbeitgeber, sondern die Vermittlungsagentur. Sie müssen sich nicht um Sozialabgaben, Krankengeld, Urlaubsvertretung, usw. kümmern, denn dafür ist die Vermittlungsagentur zuständig. Sie sollten sich aber unbedingt nachweisen lassen, dass die osteuropäischen Haushaltshilfen legal bei der Vermittlungsagentur angestellt sind.

Vermittlungsagenturen werben mit 24-Stunden-Pflege durch osteuropäische Pflegekräfte

Viele der der Pflegekräfte aus Osteuropa, etwa aus Polen und anderen osteuropäischen Ländern, kommen über Vermittlungsagenturen. Diese werben oft mit einer „24-Stunden-Pflege“ oder „Rund-um-die-Uhr-Betreuung“. Meist kooperieren sie mit osteuropäischen Firmen, die die Betreuungskräfte rekrutieren und die Personalverantwortung für sie tragen. Die Agenturen kümmern sich um die deutschen Kunden, nehmen ihnen viele organisatorische Dinge rund um die Vermittlung der Betreuungskräfte ab und unterstützen sie oft auch langfristig, etwa bei Problemen unterschiedlicher Art.

Wie sieht die Pflege bei osteuropäischen Pflegekräften aus?

 

Eine 24-Stunden-Betreuung schmiert für eine Seniorin ein Brötchen.
Pflegekräfte aus Osteuropa wohnen meist bei den Pflegebedürftigen zu Hause.

Eine fest angestellte osteuropäische Pflegekraft ist für alte Menschen ideal, die eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung brauchen. Die Pflegekräfte erledigen klassische Hausarbeiten wie Kochen, Putzen oder Einkaufen. Sie leisten ihren Schützlingen Gesellschaft und kümmern sich um die allgemeine Pflege wie Waschen oder Essen. Das Verbändewechseln, Spritzengeben oder Zusammenstellen von Arzneien ist laut Dienstleistungsvertrag meistens ausgeschlossen. Auch Fensterputzen und Gartenarbeit gehören nicht zu den üblichen Leistungen von Pflegekräften aus Osteuropa. Arbeitsrechtlich erlaubt ist höchstens eine 48-Stunden-Woche – mit mindestens elf Stunden Ruhezeit zwischen den Arbeitseinsätzen und einem freien Tag pro Woche. Um die osteuropäische Pflegekraft zu entlasten, können zum Beispiel Angehörige oder mobile Pflegedienste einspringen. Mehr über die Arbeit einer 24-h-Kraft erfahren Sie im Artikel „Der Hausnotruf für Senioren: Eine sinnvolle Ergänzung zur 24-h-Betreuung“. Für ihre Arbeit muss die osteuropäische Pflegekraft beim Pflegebedürftigen einziehen. Dazu ist es wichtig, dass sich beide zunächst kennenlernen. Die Pflegekraft bleibt in der Regel zwei Monate, dann kommt eine andere. Oft wechseln sich immer dieselben osteuropäischen Pflegekräfte ab. Meist dürfen nur die ausländischen Firmen als direkte Arbeitgeber ihren Mitarbeitern Weisungen geben. Bei Problemen müssen Sie sich deshalb zunächst an die Agentur wenden. Diese kontaktiert dann das ausländische Partnerunternehmen.

checkliste pflege zuhause organisieren

Pflegekräfte aus Osteuropa: Welche Kosten sind zu erwarten?

Wer sich mit dem Gedanken trägt, eine osteuropäische Pflegekraft einzustellen, hat natürlich auch Fragen zur Finanzierung einer Pflegekraft aus Osteuropa (Polen, Tschechien, Rumänien, Bulgarien usw.). Diese stellt sich durchaus unterschiedlich dar und ist vor allem von den Sprach-, Fach- und sonstigen notwendigen Kenntnissen der osteuropäischen Pflegekraft abhängig. Pflegekräfte aus Osteuropa mit guten Deutschkenntnissen und Führerschein sowie langjährigen Pflegekenntnissen kosten mehr als eine Pflegekraft, deren Kenntnisse in diesen Bereichen geringer sind. Laut Stiftung Warentest fallen je nach Qualifikation und Deutschkenntnissen der Helfer monatliche Kosten zwischen 1500 und 3400 Euro an. Am besten lassen Sie sich ein Angebot unterbreiten. Beachten Sie jedoch, dass Sie nur solche Kenntnisse für eine Pflegekraft aus Osteuropa anfordern, die Sie auch wirklich brauchen. Alles andere erhöht nur unnötig die Kosten.

Wie kann eine osteuropäische Pflegekraft finanziert werden?

 

Für osteuropäische Pflegekräfte erhalten Sie in der Regel keinen Zuschuss.

Finanzierung von osteuropäischen Pflegekräften über Pflegegeld, Verhinderungs- und Kurzzeitpflege

In der Regel gibt es für Pflegekräfte aus Osteuropa keine Zuschüsse. Pflegekassen zahlen nur an zugelassene Pflegedienste in Deutschland, mit ausländischen Anbietern haben sie keine Verträge. Es kann jedoch das Pflegegeld für die osteuropäische Pflegekraft eingesetzt werden. Es liegt monatlich je nach Pflegegrad zwischen 316 und 901 Euro. Alle wichtigen Informationen über das Pflegegeld erhalten Sie im Artikel „Das Pflegegeld 2019 – das steht Ihnen bei häuslicher Pflege zu“. Außerdem können Sie noch die Erstattungen für die Verhinderungspflege sowie 50 % der Kurzzeitpflege in Anspruch nehmen. Benötigen Sie zusätzlich zur osteuropäischen Pflegekraft noch einen Pflegedienst, bleibt Ihnen nur noch ein kleinerer Anteil vom Pflegegeld übrig.

Rechenbeispiel für Pflegekräfte aus Osteuropa ohne Kosten für einen Pflegedienst:

Herr Meier hat Pflegegrad 3 und somit Anspruch auf 545 Euro Pflegegeld bzw. 1.298 Euro Pflegesachleistung. Er möchte sich von einer osteuropäischen Pflegekraft 24 Stunden betreuen lassen. Für die Pflegekraft aus Osteuropa hat er monatlich Kosten von 1.900 Euro. Wenn Herr Meier keinen Pflegedienst in Anspruch nimmt, erhält er monatlich von der Pflegekasse 545 Euro Pflegegeld, das bedeutet:

Pflegekraft Osteuropa: Kosten 1.900,00 Euro
Pflegegeld 545,00 Euro
Eigenanteil für die Pflege von Herrn Meier 1.355,00 Euro

 

Rechenbeispiel für Pflegekräfte aus Osteuropa mit Kosten für einen Pflegedienst (Kombinationsleistung):

Wenn Herr Meier zusätzlich einen Pflegedienst in Anspruch nimmt und dafür im Monat 800,80 Euro bezahlt, verringert sich sein Pflegegeld prozentual. Man spricht dann von Kombipflege.

Pflegekraft Osteuropa: Kosten 1.900,00 Euro

Kosten für Pflegedienst, die von der Kasse 

bis max. 1.298 Euro übernommen werden (Pflegesachleistungen)

800,80 Euro
noch zustehendes Pflegegeld 208,76 Euro
Eigenanteil für die Pflege von Herrn Meier 1.691,24 Euro

 

Eine selbstständige Pflegekraft aus Osteuropa engagieren

Neben der Vermittlung über eine Agentur haben Sie noch die Möglichkeit, eine osteuropäische Pflegekraft zu engagieren, welche auf selbstständiger Basis arbeitet. Diese ist jedoch nur sehr eingeschränkt zu empfehlen, weil sich Selbstständige oft in einer rechtlichen Grauzone zur Scheinselbstständigkeit bewegen.

Woran erkenne ich eine gute Vermittlung für eine osteuropäische Pflegekraft?

Die Stiftung Warentest überprüfte 13 bundesweit tätige Agenturen, die sich um eine geeignete osteuropäische Pflegekraft und deren Vermittlung kümmern. Das Testergebnis ist eher durchwachsen. Die meisten sind nicht dabei behilflich, den richtigen Helfer für die spezielle Pflegesituation zu finden. Die größten Schwachpunkte: Keine informiert gut über rechtliche und finanzielle Aspekte. Und bei allen Agenturen wurden Mängel in den Verträgen gefunden.

Was zeichnet eine gute Agentur für die Vermittlung osteuropäischer Pflegekräfte aus?

Agenturen für eine osteuropäische Pflegekraft und deren Vermittlung sollten die Pflegesituation ihrer Kunden nicht nur mit Fragebögen feststellen, sondern obendrein Telefonate und Hausbesuche durchführen. Daraus werden dann zwei bis drei Personalvorschläge für den Kunden erstellt. Wichtig ist die Sprachkenntnis: Wenn die Betreuerin flüssig deutsch sprechen und verstehen kann, sind aber die Betreuungskosten oftmals höher. Eine gute Agentur überzeugt zudem mit Pflegefachwissen. Auch nach der Vermittlung einer osteuropäischen Pflegekraft bietet sie bei Sachfragen noch Unterstützung an.

Lassen Sie sich unbedingt ein Formular von der Agentur zeigen!

Agenturen für die Vermittlung einer osteuropäische Pflegekraft machen kaum Angaben zu den ausländischen Partnerfirmen, mit denen Sie einen Dienstleistungsvertrag abschließen müssen. Auch der Beschäftigungs- und Versicherungsstatus des vermittelten Personals bleibt zumeist im Dunkeln.

Wichtig:

Lassen Sie sich eine „A1-Bescheinigung“ vorlegen und machen Sie sich eine Kopie davon. Das Dokument bescheinigt Ihnen, dass die Sozialversicherungsbeiträge im Heimatland bezahlt wurden. Sie sind damit auf der sicheren Seite, falls der Zoll wegen Schwarzarbeit eine Kontrolle machen sollte.

Was ist bei den Verträgen mit den Vermittlungen besonders wichtig?

Die ausländische Personalfirma sollte im Dienstleistungsvertrag zusichern, alle geltenden Gesetze eingehalten zu haben. Achten Sie darauf, dass die Firma bei grober Fahrlässigkeit der osteuropäischen Pflegekraft haftet. Von Vorteil ist außerdem eine Klausel, dass der Vertrag kostenfrei ruht, wenn zum Beispiel die betreute Person ins Krankenhaus muss.

Kann ich osteuropäische Pflegekräfte steuerlich geltend machen?

 

Sparschwein steht auf dem Schreibtisch, während ein pflegender Angehöriger seine Steuererklärung macht.
Die Kosten für eine osteuropäische Pflegekraft lassen sich von der Steuer absetzen.

Wer Steuern bezahlt und einkommenssteuerpflichtig ist, hat auch die Möglichkeit, haushaltsnahe Dienstleistungen zum Abzug bringen zu können. Pflegekräfte aus Osteuropa fallen im Normalfall unter die Regelung der haushaltsnahen Dienstleistung. Wenn Sie also eine Pflegekraft aus Osteuropa über eine Vermittlungsagentur beschäftigen, können Sie die Kosten entweder als „haushaltsnahe Dienstleistungen“ oder sogar als „außergewöhnliche Belastung“ bei der Steuer geltend machen. 20 % der Dienstleistungsrechnung (jedoch maximal 4.000 Euro jährlich) können als haushaltsnahe Dienstleistung abgesetzt werden.

Für das obige Beispiel von Herrn Meier würde das bedeuten:

 

Monatliche Kosten für die Osteuropäische Pflegekraft  1.900 Euro x 12 Monate   22.800,00 Euro
Davon 20 % als anrechnungsfähige Dienstleistung    4.560,00 Euro
Herr Meier überschreitet den Höchstbetrag, der jährlich als haushaltsnahe Dienstleistung anerkannt wird. Damit bekommt er das Maximum anerkannt.   4.000,00 Euro

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